
Brandenburg auf dem Weg zum Elektrostandort: ab 2024 soll dort die größte Lithium-Fabrik Europas entstehen
Bereits im Frühjahr 2022 soll mit dem Bau der Fabrik, im brandenburgischen Guben, begonnen werden. Dieser Schritt ebnet vor allem den Weg für mehr Unabhängigkeit zu China. Bisher erhält Europa noch immer den Großteil seines benötigten Lithiums aus Asien, mit der Herstellung von jährlich rund 24.000 Tonnen Lithium-Hydroxid könnte dies zukünftig umgangen werden.
Brandenburg auf dem Weg zum Elektrostandort
Mit der Eröffnung der Lithium-Fabrik würde in Brandenburg etwas Besonderes geschehen: Sie wären eine der ersten europäischen Regionen, die fast die ganze Wertschöpfungskette der E-Autos im eigenen Bundesland hält, von der Rohstoffverarbeitung bis zur Produktion der Autos. Lediglich das Lithium selbst würde vorerst aus einer kanadischen Mine kommen, wo sich der Hauptsitz der Firma Rock Tech befindet. Aufgrund der enormen Nachfrage nach Lithium plant das Unternehmen europaweit weitere Werke und könnte somit künftig schätzungsweise 120.000 Tonnen Lithium im Jahr verarbeiten.
Die Sorge um die Rohstoffe
Die Nachfrage nach Rohstoffen wie Lithium steigt kontinuierlich, sodass Alternativen hermüssen. Konverter-Fabriken, wie die von Rock Tech, sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch auch das wird auf lange Sicht nicht ausreichen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Speziell bei Lithium könnte die Nachfrage Expert*innen zufolge bereits in vier Jahren die Produktionskapazitäten übersteigen. Mit Konverter-Fabriken, wie sie von Rock Tech in Brandenburg und vom niederländischen Unternehmen AMG im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen geplant sind, kann eine Menge Lithium verarbeitet werden. Doch auch die Rohstoffproduktion an sich müsste drastisch steigen, um dem Bedarf gerecht zu werden. Ebenso müssen andere Rohstoffe in Betracht gezogen werden. Neben Natrium-Ionen-Akkus, die aktuell vielfach im Gespräch sind, werden im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte auch Mineralien interessant, die nachhaltig gefördert werden und zugleich eine größere Unabhängigkeit zu Asien versprechen könnten. Auch das verstärkte Recycling von Batterien rückt zunehmend in den Fokus.
Das Recycling-Problem der Batterien
Bislang wird nur jede zweite Batterie in Deutschland wiederverwertet und damit liegen wir hierzulande im europäischen Vergleich sogar vorn. Da die Europäische Union jedoch auf Recycling setzen möchte und die Quote angehoben werden soll, wird nun eine Richtlinie ausgearbeitet, die 2022 in Kraft treten soll. In Deutschland existiert bislang eine Mindestquote, die besagt, dass die Hälfte aller Batterien wieder eingesammelt werden muss. Diese Quote soll künftig von 50 % auf 65 % und bis 2030 auf 70 % ansteigen. Dies gilt nicht nur für Batterien für den Hausgebrauch, sondern auch für Industrie- und Autobatterien sowie Batterien für Elektrofahrzeuge. Für diese muss ab 2027 ebenfalls der Gehalt an recyceltem Kobalt, Blei, Lithium und Nickel angegeben werden. Ab 2030 soll dann ein konkreter Mindestwert an Recycling-Rohstoffen in den Batterien enthalten sein. Das Problem, das beim Recycling bisher bestand, betrifft vor allem die geringen Kapazitäten. Nur wenige Unternehmen in Deutschland beherrschen die anspruchsvollen und nicht ungefährlichen Recyclingprozesse. Doch Rock Tech-Chef Dirk Harbecke blickt positiv in die Zukunft. Er geht davon aus, dass spätestens in zehn Jahren zur Lithium-Verarbeitung keine Minen mehr benötigt würden. Zudem prognostiziert er, dass man stattdessen Batterien aus Elektroautos vollständig recyceln werde können und seine Werke schon jetzt so geplant würden, dass sie mit dem neuen Gewinnungsweg arbeiten können.
Quellen: t3n, Dieter Petereit, 12.10.2021 und heise, Bernd Müller, 16.10.2021
Bild: Rock Tech Lithium