
Rasanter Anstieg der Kapazitäten für Batteriezellfertigung in Deutschland
Lange Zeit rangierten Europa und Deutschland bei der Fertigung von Batteriezellen unter „ferner liefen“. Dies ändert sich jetzt grundlegend. Neben dem technischen Fortschritt tragen günstige politische Rahmenbedingungen und aussichtsreiche Absatzmärkte zu einem stetigen Ausbau der Produktionskapazitäten in Europa bei: Auf über 300 Gigawattstunden (GWh) sollen die Kapazitäten für die Batteriezellfertigung bis 2029 anwachsen. Übertroffen wird diese von der Londoner Agentur Benchmark Mineral Intelligence abgegebene Schätzung noch von den Zahlen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI. Im Auftrag des VDMA hat das ISI eine Metastudie durchgeführt, in die die Ankündigungen von mehr als 40 Unternehmen weltweit sowie geplante Projekte für 15 europäische Länder eingeflossen sind. Folgt man der Studie, so könnten die Produktionskapazitäten in Europa bereits 2025 die 500-Gigawattstundenmarke überschritten und 2030 sogar eine Zahl von 1,5 Terawattstunden (TWh) erreicht haben – eine Verzehnfachung gegenüber dem heutigen Wert. Treten die Prognosen ein, kann bis Ende der 2020er Jahre ein Viertel der weltweiten Produktionskapazitäten in Europa liegen. Ein weiteres Viertel davon in Deutschland.
Europäische Unternehmen maßgeblich am Ausbau beteiligt
Während der Löwenanteil der globalen Batteriezellfertigung bisher auf China, Japan und Südkorea entfiel, sind es inzwischen europäische Unternehmen, die diesen Wandel maßgeblich herbeiführen, darunter das schwedische Northvolt, ACC und Volkswagen: erst kürzlich legte der VW-Konzern den Grundstein für eine Batteriefabrik in Salzgitter. Neben großen Batteriezellfabriken etablierter Hersteller – sogenannten Gigafactories – entstehen aber auch etliche europäische Start-ups. Insgesamt rechnet man bis 2030 mit über 40 Batteriezellherstellern, darunter sind nach wie vor auch nichteuropäische Unternehmen wie das US-amerikanische Tesla, das chinesische CATL oder das südkoreanische Samsung.
Batteriezellfertigung als Schlüsselindustrie
Angesichts der wachsenden Bedeutung von erneuerbaren Energien, Speichertechnologien und, nicht zuletzt, Elektroautos fällt der Produktion von Batteriezellen eine ökonomische Schlüsselstellung zu: Denn all diesen Anwendungen ist eine hohe Menge an modernen Batterien, allen voran Lithium-Ionen-Akkus, gemeinsam. Gute Nachrichten sind die prognostizierten Wachstumsraten in Europa so vor allem für die Entwicklung der Arbeitsplätze: So kommt die zitierte Studie des Fraunhofer ISI zu dem Ergebnis, dass auf 1 GWh Batterieleistung etwa 40 neue Arbeitsplätze in der Produktion und zusätzliche 200 Jobs in vorgelagerten Wertschöpfungsstufen kommen, beispielsweise in Forschung und Entwicklung oder im Maschinen- und Anlagenbau.
Mindestens 70 000 neue Jobs bis 2030
Selbst bei einer konservativen Schätzung von 300 GWh Kapazitätsausbau bis 2029 in Europa ergibt das hochgerechnet ca. 12 000 unmittelbare und 60 000 mittelbare Arbeitsplätze. Weiterführende Beschäftigungseffekte könnten, so das Fraunhofer ISI, sogar zu einem Zuwachs in Höhe von 155 000 Jobs führen. Dazu zählen im Zusammenhang mit anderen Speichersystemen entstehende Arbeitsplätze, aber auch Jobs in den Bereichen Anlagenwartung oder Systemintegration sowie „nachgelagerte“ Jobs bei den Herstellern von Stromspeichersystemen. Ein Beispiel ist hier Tesvolt: Als Produzent von Stationärsystemen für Industrie und Gewerbe hat das Unternehmen erst unlängst eine Großserienproduktion aufgenommen.
Quellen: futurezone.at, 17.07.2022, en-former.com, 22.09.2022 und ees-europe.com
Bild: Volkswagen