
Wasserstoffzug bricht Distanzrekord
Immer wieder ist im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien von Wasserstoff die Rede. Konkrete Projekte sind bisher trotzdem selten. Nun ist es dem französischen Hersteller Alstom erstmals gelungen, mit dem Wasserstoffzug und nur einer 250-Kilogramm-Tankladung eine Strecke von 1175 Kilometer zurückzulegen. Über 1000 Kilometer lange Strecken waren bisher nur Dieselzügen vorbehalten.
Diesel- wird durch Wasserstoffflotte ersetzt
Der Zug mit dem Namen Coradia iLint fährt seit Sommer dieses Jahres im täglichen Betrieb in Norddeutschland, auf den Strecken der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) zwischen Bremerhaven, Buxtehude und Cuxhaven. Bis zum Jahresende sollen 15 solcher wasserstoffbetriebenen Züge die bisher auf dieser Strecke fahrenden Dieselzüge ersetzen.
Rekordfahrt durch die Republik
Auf seiner regulären Strecke im niedersächsischen Regionalbetrieb legt der Zug 126 Kilometer zurück – etwa ein Zehntel der Rekordstrecke. Der Zug war auf seiner Rekordfahrt von seinem Heimatbahnhof Bremervörde aus in südlicher Richtung unterwegs. Die Zielmarke von 1000 Kilometern erreichte er in der Nähe des bayerischen Mühldorf am Inn; Mühldorf liegt an der österreichischen Grenze. Aber damit nicht genug: Die mit 1000 Kilometern übliche Reichweite von Dieselzügen übertraf der Wasserstoffzug spielend und schaffte anschließend noch die Fahrt zurück bis München. Dem Hersteller Alstom zufolge handelt es sich um die weltweit längste Fahrt, die ein wasserstoffbetriebener Zug je zurückgelegt hat.
Emissionsfreier Betrieb
Bei dem Rekord-Zug und seinen baugleichen Geschwisterzügen handelt es sich nach Herstellerangabe um die ersten mit Wasserstoffbrennzellen angetriebenen Personenzüge. Die beiden darin verbauten Brennstoffzellen (je 200 kW Leistung) versorgen den Zug mit Strom. Die elektrische Energie stammt zum einen aus der Umwandlung von Wasserstoff in Verbindung mit Sauerstoff. Zum anderen wird auch die beim Bremsvorgang frei werdende Energie zurückgewonnen und ebenfalls in die Lithium-Ionen-Batterien (Gesamtkapazität 110 kWh) eingespeist. Der aus zwei Teilen bestehende Zug erreicht eine Maximalgeschwindigkeit von 140 km/h und kommt – auf der Rekordstrecke – auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 213 Gramm Wasserstoff je 100 Kilometer. Da als Nebenprodukt nur Wasser entsteht, ist der Betrieb vollkommen frei von Emissionen.
Keine Zukunftsmusik mehr
Nicht nur in Niedersachsen, auch in anderen Bundesländern soll der Wasserstoffantrieb schon bald Realität werden. So befindet sich der Mireo Plus H, ein im Verbund der Deutschen Bahn und Siemens entwickelter Wasserstoffzug, in seiner Testphase. Um die Deutsche Bahn bis 2040 klimaneutral zu machen, soll er die Dieselflotten im Regionalverkehr ablösen.
Quellen: efahrer.com, Aslan Berse, 21.09.2022, ndr.de, 16.09.2022 und butenunbinnen.de, 16.09.2022
Bild: Alstom